pharmaSuisse ist überzeugt, dass die Rolle der Apotheken in der Prävention noch an Bedeutung gewinnen wird. Eine interprofessionelle Zusammenarbeit ist dabei zentral. Um eine Nachhaltigkeit der Dienstleistungen zu gewährleisten, wäre eine Klärung der Vergütung von Präventionsleistungen im Rahmen der NCD Strategie dringend notwendig.
Von Andrea Brügger, pharmaSuisse
In der Schweiz leben rund 2,2 Millionen Menschen mit einer oder mehreren chronischen Krankheiten. Die meisten leiden an Krebs, Herz-Kreislauferkrankungen, chronischen Atemwegserkrankungen oder
Diabetes. Diese Krankheiten verursachen nicht nur viel Leid bei den Betroffenen und Angehörigen, sondern auch hohe Kosten. Gleichzeitig wird rund die Hälfte der nicht übertragbaren Krankheiten
durch den individuellen Lebensstil beeinflusst – sie könnten also durch regelmässige Bewegung, ausgewogene Ernährung, Tabakverzicht und massvollen Alkoholkonsum verzögert oder sogar verhindert
werden. Hier setzt die NCD-Strategie an: Jede Person – egal ob gesund, mit erhöhtem Risiko oder erkrankt – soll gleichermassen von Gesundheitsförderung und Prävention profitieren können. Die
Stärkung des Gesundheitsmanagements steht dabei im Vordergrund.
Die Apotheke deckt die gesamte Zielgruppe der NCD-Strategie ab
Apotheken sind prädestiniert, eine Rolle bei der Umsetzung der NCD-Strategie einzunehmen. Die Apotheke deckt die gesamte Zielgruppe der NCD-Strategie ab: zu den rund 300 000 täglichen Kunden in
der Apotheke zählen sowohl Gesunde als auch Personen mit erhöhtem Risiko sowie Personen mit akuter oder chronischer Krankheit.
Dieser Ansicht ist auch der Bundesrat. In seiner Antwort auf das Postulat Humbel zur Rolle der Apotheken in der Grundversorgung schreibt er: Apotheken sind eine einfache Anlaufstelle für Personen
in verschiedenen Lebensphasen. Die Möglichkeiten eines stärkeren Einbezugs der Apotheken in der Prävention reichen von der Einbindung in Präventionskampagnen über die Durchführung von
Risiko-Assessments bis hin zur Gesundheitsberatung sowie der Koordination der Patienten. Den Apothekern kommt zudem bei älteren, multimorbiden Patienten eine wichtige Rolle bei der Betreuung der
oft komplexen Medikamentenverordnung zu, zumal sie im Sinne der Tertiär-/ Quartärprävention eine medikamentöse Über-, Unter- oder Fehlversorgung verhindern können.
Der Zugang zu Gesundheitsberatung und -leistungen in der Apotheke entspricht klar einem Bedürfnis der Bevölkerung. Im Bereich der Prävention wären gemäss Commonwealth Fund Survey 67,5 % aller
Befragten bereit, sich in der Apotheke gegen Grippe impfen zu lassen. Weitere 57,4 % aller Befragten könnten sich vorstellen, bei Risikofaktoren wie Alkohol- und Tabakkonsum sowie bei Übergewicht
die Beratung in der Apotheke anstelle der Arztpraxis in Anspruch zu nehmen. Für 79,9 % wäre es vorstellbar, Routineuntersuchungen zu Blutdruck, Cholesterin oder Blutzucker in der Apotheke
durchzuführen.
Breite Palette von Präventions-Dienstleistungen
Die Apotheken in der Schweiz bieten bereits eine breite Palette von Präventions-Dienstleistungen im Sinne der NCD-Strategie an:
- Sensibilisierung der Bevölkerung zu Gesundheitsthemen und Durchführung von Gesundheits-Checks.
- Früherkennung von Krankheiten wie Darmkrebs, Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen oder auch psychischen Erkrankungen.
- Nicht Teil der NCD-Strategie, jedoch ein wichtiger Präventionsaspekt ist das Impfen in Apotheken.
- Im Sinne der Präventionsförderung in der Gesundheitsversorgung kann die medikamentöse Betreuung von Chronischkranken in der Apotheke optimal mit Lifestyle-Coaching verbunden werden.
- Bei Chronischkranken ist der Apotheker zudem ein wichtiger Akteur zur Förderung der Adhärenz.
pharmaSuisse ist überzeugt, dass die Rolle der Apotheken in der Prävention noch an Bedeutung gewinnen wird. Selbstverständlich können die Apotheken diese Aufgaben nicht alleine angehen, eine interprofessionelle Zusammenarbeit erweist sich deshalb als zentral. Gleichzeitig ist die Frage der Vergütung von Präventionsleistungen in der Apotheke nach wie vor ungeklärt. Um eine Nachhaltigkeit der Dienstleistungen zu gewährleisten, ist eine Klärung dieser Frage im Rahmen der NCD-Strategie dringend notwendig.
Trotz diesen Unsicherheiten sind die Apotheken bereit für die Herausforderung der nichtübertragbaren Krankheiten und werden sich aktiv im Sinne der NCD-Strategie engagieren. Mehr Informationen
zur Rolle der Apotheken in der Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten finden Sie hier.