Schon zum neunten Mal wird der European Obesity Day (EOD) durchgeführt, mit dem Ziel, sowohl die Öffentlichkeit als auch die zuständigen politischen Instanzen zu sensibilisieren, mit koordinierten Aktivitäten und der Schaffung von gesetzlichen Grundlagen im Rahmen der Gesundheitspolitik der weiteren Zunahme von Übergewicht und Adipositas Einhalt zu gebieten.
Von Heinrich von Grünigen, Dr. med. h.c., Präsident des Stiftungsrates SAPS
Das Motto des diesjährigen Aktionstages lautet: «Tackling Obesity Together», was einen klaren Aufruf zu gemeinsamem Handeln bedeutet. Denn Adipositas ist eine chronische, multifaktorielle Krankheit. Sie hat verschiedene, sehr unterschiedliche Ursachen und kann nicht nur mit Appellen zur individuellen Verhaltensänderung à la «Weniger essen – mehr bewegen!» bekämpft werden.
Vielmehr geht es darum, neben der Förderung der Kompetenz und des Wissens um die Therapie dieser Zivilisationskrankheit durch geeignete regulatorische Massnahmen im Sinne der Prävention ein Umfeld zu schaffen, in dem sich die Risiken für ein – oft unbewusstes – Fehlverhalten verringern lassen und das den Betroffenen eine echte Orientierungshilfe bietet.
Gleichzeitig sollen die Adipositas-Betroffenen selbst ermutigt und ertüchtigt werden, ihren Lebensstil zu überprüfen und so zu verändern, dass sie ihre Gesundheit und ihre Lebensqualität verbessern können. Dazu gehört auch die konsequente Bekämpfung der nach wie vor in manchen Bereichen existierenden Diskriminierung übergewichtiger Menschen im Alltag.
Im Rahmen dieser Zielsetzung formuliert die Schweizerische Adipositas-Stiftung SAPS als anerkannte Patienten-Organisation einige der zentralen Anliegen zur Verbesserung der Situation in unserem Land:
· Intensivierung der Aufklärung und der Information über die Art der Krankheit und über therapeutische Möglichkeiten
· Umfassende und transparente Produkte-Information der Lebensmittel («Ampel-Kennzeichnung»)
· Einschränkung bzw. Verbot der an Kinder und Jugendliche gerichteten Werbung für Lebensmittel mit zu hohem Fett-, Zucker- und Salzgehalt
· Einführung einer zweckgebundenen Steuer auf zuckerhaltigen Getränken bzw. einer generellen Zuckersteuer
· Konsequente Förderung der Alltagsbewegung
Solche Massnahmen können nicht von einem einzelnen Player allein umgesetzt werden. Dafür ist ein gemeinsamer politischer Wille nötig. Und dazu müssen wir uns verabschieden von der irrigen Auffassung, «Eigenverantwortung» und «Selbstregulierung» könnten in dieser Problematik zum Erfolg führen: zu stark und zu unkontrollierbar sind die Kräfte des auf maximalen Profit ausgerichteten Marktes einerseits und sind die angeborenen und die erlernten Impulse des persönlichen Essverhaltens.
Nur wenn diese vielschichtigen, sich gegenseitig beeinflussenden Faktoren auf allen Ebenen und von allen Akteuren gemeinsam angegangen werden, besteht eine Chance, dass die weitere Zunahme der übergewichtigen und adipösen Menschen, die zu einer weiteren Steigerung der Gesundheitskosten führen muss, auch bei uns aufgehalten werden kann. Bei den kleinen Kindern scheinen die seit manchen Jahren umgesetzten Aktionspläne zu greifen: dort stabilisiert sich in den Städten Basel, Bern und Zürich die Anzahl der Betroffenen – wenn auch auf einem noch immer zu hohen Niveau!
Es bleibt viel zu tun. Das Schaffen von Bewusstsein steht am Anfang. Dazu tragen wir bei mit dem SAPS-Informationstag vom 9. Juni 2018, alle Details unter: http://www.saps.ch/index.php/de/veranstaltungen/saps-events